6. Mai / Europäische Rheinregatta

Es begann damit, daß jemand vom RGF beim Rheinmarathon 1999 eine Vorankündigung für die Europäische Rheinregatta von der Loreley bis Bonn (100 km) in die Hand gedrückt bekam. Schnell war bei Rüdiger das Interesse groß, schließlich ist der Rhein in der Gegend für die tolle Landschaft bekannt und außerdem wollte er da schon immer mal hin. Gereizt hat es mehrere Ruderer, aber die Vorstellung, 100 km auf dem nicht gerade "wellenlosen" Gewässer bewältigen zu müssen und dann noch schnell zu sein, ließ doch Zweifel aufkommen! Am Ende fanden sich mit ein wenig Überredungskunst von Seiten Rüdigers vier weitere RuderInnen (v.l.n.r.: Rüdiger Halupczok, Ramona Klopp, Silvia Kotter, Christian Kolle, Lutz Kotter), so dass eine Mixed-Mannschaft (Gig-Doppelvierer) gemeldet wurde. Am 5.5. sollte es dann mittags losgehen. Die Rechnung wurde aber ohne Christian Lerch gemacht. Er wollte mit ein paar Aktiven auf der Regatta in Bremen starten, hatte aber nun keinen Hänger zur Verfügung! So kam es, daß sich unser ursprünglich geplanter Abfahrtstermin um ca. 2 Stunden verschob, und wir Miriam plus einige Einer an der Autobahnraststätte Lehrte absetzten, wo sie dann noch mal 1 ½ Stunden auf den verspäteten Bootstransport aus Braunschweig wartete. Zu erwähnen sei auch noch, dass wir auf dem Weg zur A2 noch einen Umweg durch Lehrte fuhren, um einen vergessenen Kulturbeutel einzusammeln. Dann ging das Abenteuer aber wirklich los. Eine recht lange Autofahrt begann. Landschaftlich war die Fahrt sehr schön, das Fahren machte Spaß, so daß Rüdiger kurz vor dem Ziel unbedingt Lutz vom Fahrersitz verscheuchen mußte, um selber noch mal "Achterbahn" fahren zu dürfen. Am Ziel kamen wir leider erst in der Dämmerung an. Das Licht reichte gerade noch, um den Bootsanhänger am Start richtig zu plazieren. Boot abladen und aufriggern mußten wir auf den nächsten Morgen verschieben. Dann ging die Fahrt den Berg hinauf zum Backstage-Bereich der Lorely-Freilichtbühne. Von dort oben hat man einen traumhaften Ausblick auf das Rheintal, auch bei Nacht. Empfangen wurden wir mit Spaghetti Bolognese und einer ausführlichen Einweisung für die Regatta. Übernachtete haben wir dann in den Wohncontainern. An unser Zimmertür klebte noch ein Zettel mit der Aufschrift "Elmar Gunsch". Der hatte sich wohl mal in diesem Raum auf seinen Auftritt vorbereitet. Am nächsten Morgen versperrte uns dichter Nebel die schöne Aussicht. Wir packten schnell unsere Schlafsachen und fuhren wieder ins Tal zum Startplatz. Da wir die Startnummer 2 hatten, sollten wir als zweites Boot vom Steg ablegen und noch ca. 1 Stunde auf dem Wasser auf den Start warten. Aber der RGF ist nie pünktlich, so legten wir als eines der letzten Booten ab. Das Boot rheintauglich zu machen, benötigte aber auch viel Zeit: Pumpen einbauen, Bug und Heck mit einer Abdeckung versehen, Proviant gut verstauen, frische Kleidung unter den Abdeckungen wasserdicht verpacken, usw. Dann kam der Start, die Sonne schien schon ordentlich und wir starteten hoch motiviert, ohne zu ahnen was uns alles erwarten würde. Das erste Boot hatten wir schnell überholt, das nach uns gestartete war uns dicht auf dem Fersen, häufig direkt neben uns. Und das Wasser war kalt! Schon in der ersten Viertelstunde waren wir alle fast völlig durchnäßt. Aber Hans Huckebein ließ uns nicht im Stich, abgesoffen sind wir nicht. Die Sonne schien erbarmungslos, so war die ein oder andere Abkühlung sogar herbeigesehnt worden. Nach 50 km, der Hälfte, spürten wir doch alle unser Hinterteil, das einen Sessel dem Rollsitz durchaus vorgezogen hätte. Aber trotzdem verging die Zeit oder besser gesagt die Kilometer recht schnell. Es gab auch entlang der Strecke viel zu sehen. Die Weinstöcke wechselten mit alten Prunkbauten und kleinen Dörfern ab. Durch ein geschicktes Steuermannöver von Lutz haben wir auf den letzten 15 km unsere Gegner mit der Startnummer 3 abgehängt. Rüdiger verzichtete dann noch auf seine Steuerzeit, so durfte ich eine halbe Stunde eher steuern, was für mich einen Motivationsschub für die letzte halbe Stunde Schlag rudern bedeutete. Mona steuerte uns dann wohlbehalten nach 5 Std. 41 Min. ins Ziel. Damit gelangen wir auf den zweiten Platz der Mixed-Wertung und insgesamt auf den siebten Platz von 22 Booten. Gewonnen hatte die Mannschaft von Turbo Bonn, sowohl die Mixed-Wertung als auch das gesamte Rennen. Nach dem Duschen kam auch schon Sven Kaufmann, der Lutz und Rüdiger zu unserem Bus und Bootsanhänger zurückbrachte. Christian, Mona und ich setzten uns völlig fertig an den Rhein. An uns strömten nur so die Menschen vorbei. Am Abend fand das jährliche "Rhein in Flammen" statt und ganz Bonn war auf den Beinen. Während wir warteten, stellte ich auch das ganze Ausmaß meines Sonnenbrandes fest. Ich muß einen fürchterlichen Anblick abgegeben haben, anders kann ich es mir nicht erklären, warum eine Passantin auf einmal stehen blieb und mir Salbe anbot! Wir stellten schon ein merkwürdiges Trio dar. Der ein oder andere Passant schaute sich auch schon mal das Boot an und fragte, was wir denn bloß gemacht hätten. An uns klebte bald der Stempel: die sind ja verrückt! Nach dreistündiger Wartezeit kamen endlich Lutz und Rüdiger, und nach dem Aufladen begann die Heimreise, die kurz vor Mitternacht in Lehrte endete. Es war ein tolles Erlebnis. Klar, es war anstrengend, ich bin auch danach zwei Wochen lang nicht ins Boot gestiegen, aber wenn es wieder zur Loreley geht, bin ich dabei! (Silvia Kotter)


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