02./03. Juni / Leeuwarden

Geradeausrudern ist ein Problem! Es sollte alles so schön werden dieses Mal in Leeuwarden: Anreise einen Tag vorher mit sechs Personen, Zelte auf bauen, noch ein wenig rudern und den Tag mit einem schönen Abendessen in einem netten Restaurant ausklingen lassen...
Nach der Ankunft musste Rüdiger leider feststellen, dass bei seiner Zeltausrüstung der Sorte "Garage mit Schlafplatz für ca. sechs bis acht Personen" die Stangen fehlten. Naja, alles halb so schlimm, sechs Personen passen auch in die zwei kleinen Zelte. Am späten Nachmittag gingen wir mit "Vetter Franz" und "Muddebutz" aufs Wasser, ein bisschen rudern. Rüdiger kannte auch ein tolles Restaurant, das man sogar optimal rudernder Weise erreichen könnte. Wir brauchten bei Sturm, Regen und auf dem welligen Van-Haarinxmakanaal etwa drei Stunden. Nachdem wir uns in einem "Row-In" vor dem stärker werdenden Regen schützend zu einem Kaltgetränk (warum haben wir eigentlich keinen Tee mitgenommen?) untergestellt hatten, erreichten wir das Restaurant gegen 20 Uhr total durchgefroren. Der Kamin wärmte uns prima, das Essen war hervorragend (Kakao mit Rum wollten wir bestellen, aber Room ist wohl eher Rahm, also Sahne) und dank Handy schafften wir es sogar noch die Zeltstangen für den nächsten Tag zu ordern. Aber keine Zeit verlieren, schließlich mussten wir die ganze Strecke noch zurückrudern - zum Glück jetzt mit Schiebewind. Um 22 Uhr waren wir bei hereinbrechender Dunkelheit zurück am Zeltplatz. Ragnar und Doris machten sich sogar schon Sorgen um uns! Noch schnell einen Rotwein warmgemacht getrunken und dann ab auf die Luma, schließlich warf der nächste Tag bereits seine großen Schatten voraus. Nachdem wir ausgeschlafen, uns in unsere dicken Klamotten eingepackt und ausgiebig gefrühstückt hatten, machten wir uns an die Arbeit, das Boot professionell für die kommende Aufgabe vorzubereiten. Irgendwann zwischen Pumpen einbauen und Lampe ankleben trudelten auch die anderen ein - für uns unverständlich in T-Shirt und kurzen Hosen ("Äh, was ist denn hier für Wetter? In Lehrte scheint die Sonne!"). Während die einen nun das Boot durch die Abnahme brachten, machten sich die anderen an die Routenplanung bzw. an die Vorbereitung der Marschverpflegung: Brote wurden geschmiert, Apfelschorle gemischt und Tee gekocht. Bei Nudeln mit Rot wurde die endgültige Taktik ausdiskutiert. Dann war es soweit, es konnte endlich losgehen. Das Rennen in Leeuwarden war eigentlich wie immer, nur dass "Muddebutz", wenn er von Doris und Ragnar gerudert wurde, eine sehr geringe Steuerwirkung hatte. Interessant wurde es gegen 1 Uhr nachts, als die erste, die kleine Runde beendet war. Zu dieser Zeit befanden wir uns im vorderen Drittel des Gesamtfeldes von 87 Booten. Es wurde sehr nebelig und "sehr nebelig" bedeutet, dass man, vom Steuerplatz aus, meistens die Bugspitze erkennen konnte, manchmal sogar das Ufer oder ein zehn Meter entferntes Konkurrenzboot, das zufällig auf das Ufer gefahren war oder mit voller Geschwindigkeit einen Brückenpfeiler touchiert hatte. Aber man kämpfte sich durch und auch die Stelle, an der "Muddebutz" beim letzten Mal leider ausgeschieden ist, wurde mit besonderer Vorsicht überwunden. Alles schien prima zu laufen: - Wir lagen noch immer gut im Rennen und der Nebel war so gut wie verschwunden - Dachten wir! Denn nach der nächsten Stempelstelle konnte man die Hand vor Augen kaum sehen, geschweige denn die Ufer. Wir hielten uns an ein Ufer, was uns auf dem großen Wasserkreuz leider zum Verhängnis wurde. Es kam, was kommen musste: wir bogen falsch ab und ruderten und ruderten und ruderten. Irgendwann wurden wir stutzig, guckten auf die Karte und waren uns sicher, nicht falsch gefahren zu sein, denn dann hätten wir eine Kurve fahren müssen, was wir aber nicht getan hatten. Also weiter..., solange bis uns die schnellen Leverkusener entgegen kamen und uns darüber informierten, dass auch wir falsch gefahren sind. Frustriert drehten wir und fuhren unseren mittlerweile im Nebel entschwundenen Landsleuten hinterher. Nach einer schier endlosen Strecke wieder zurück auf der richtigen Route, wollten wir noch ein anderes Boot daran hindern, dorthin zu fahren, wo wir gerade herkamen, aber sie wollten sich offensichtlich selbst von der Falschheit des Weges überzeugen! Nachdem wir uns endlich richtig orientiert hatten und auch ein weiteres Ruderboot vor uns im Nebel erkennen konnten, erreichten wir bald die Stempelstelle Woudsend, wo wir "Muddebutz" an die mindestens ebenso frustrierte und durchgefrorene Landmannschaft übergeben konnten. Aber auch die Tour über das Sloter Meer war nicht so einfach wie in den vergangenen Jahren: man konnte die Bojenkette nicht sehen! Mit einem kleinen Umweg erreichten wir Sloten, mittlerweile am Ende des Gesamtfeldes angekommen. Jetzt bloß nicht mehr verfahren. Der Rest des Tages und der Strecke wurde zum Aufholen genutzt, so dass wir nach einer recht unspektakulären 2. Rennhälfte nach 21:52 Stunden endlich das Ziel als 56. erreichten. Nach dem leckeren, supersüßen Kuchen gönnten wir uns erst mal eine Dusche und anschließend, quasi als "Highlight des Tages" das feine, warme Abendessen unter freiem Himmel und bei Musikkapelle! Nachdem das Boot noch notdürftig von Pumpen, Lampen und Klebeband befreit worden war, gab es noch ein oder zwei Bierchen bzw. Weinchen und dann trieb uns die Müdigkeit wie jedes Jahr schon recht schnell auf die Luma. Obwohl wir Leeuwarden auch im Jahr 2000 mit einem etwas frustrierten Gefühl im Bauch verließen, so war es doch bestimmt nicht das letzte Mal, dass ein Boot des RGF's hier die Runden dreht. (Karin Stender)


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