05.-07. April: Teil 1 "Wir rudern nach Berlin" Sehnde - Niegripp

Letzte Vorbereitungen, was essen wir, wer kauft ein, wer holt uns ab usw. Und dann zur Sicherheit nochmal der Anruf beim Schiffshebewerk Magdeburg. Der einzige Weg für Ruderboote ohne Sondergenehmigung auf die Elbe zu wechseln. "Wat? Am 05.04. wollt ihr auf die Elbe? Wir heben erst Mitte April wieder Boote mit dem Hebewerk. Ihr seid schon ein bisschen verrückt, oder? Wenn ich da nicht auch noch Urlaub hätte würde ich ja für euch kommen…" die Antwort des Schleusenwärters. Aber er war bemüht Alternativen zu finden. "Die Schleuse Rothensee kann euch mit der Berufsschifffahrt mitschleusen, aber nur abwärts. Leider wird die Schleuse in diesem Zeitraum gewartet und ist auch nicht nutzbar." Die einzige Lösung für uns war also noch eine Sondergenehmigung zu beantragen um die Elbe über die Trogbrücke Mittellandkanal zu befahren. Das ist eigentlich nur motorisiert erlaubt. Tolle Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg berieten uns telefonisch und schon eine Woche später hatten wir für die Trogbrücke und die Schleuse Hohenwarthe eine Sondergenehmigung mit festen Vorgaben in der Hand. Nun kann es wirklich losgehen. Dann endlich der große Tag: Da wir den ersten Teil mit fünf Ruderern bestreiten wollten haben wir uns entschieden das erste neu gekaufte und auch älteste Vereinsboot zu nutzen. Die Fromme Helene, 1959 als erstes neues Boot des Vereins nach dessen Gründung angeschafft, leistet uns noch immer große Dienste. Um 8:30 Uhr trafen wir uns am Verein. Bei kalten Temperaturen im einstelligen Bereich und trübem Wetter brachten wir also das Boot zu Wasser und beluden es. Da musste schon eine Menge rein, der erste Teil war schließlich ohne begleitenden Landdienst. Also fünfmal Isomatten, Schlafsäcke, Kleidung, Trinken, Essen , Schöpfgefäße und Pumpen nicht vergessen. Aber die Fromme Helene ist nicht nur das älteste Vereinsboot, sondern auch das geräumigste. Das Gepäck noch schnell gesichert und schon ging es los. Vor uns lagen drei Tagestouren und viele Kanalkilometer. Die Mittagspause beim befreundeten Verein Ruderclub Normannia Braunschweig. Leider ist niemand da, so dass wir uns nicht aufwärmen können, aber die Picknickgarnitur am Kanal nutzen wir für eine ausgiebige Stärkung. Ab Braunschweig geht es weiter wie bisher. Der erste Tag besteht hauptsächlich aus doppelseitig gespundeten Kanalkilometern mit vielen öden Betonbrücken. Wir überstehen an diesem Tag einige Berufsschifffahrt mit hohen Wellen und sind glücklich Pumpen eingebaut zu haben. Einige Male nutzen wir diese am ersten Tag. Zum Abend hin kommt endlich der große VW Turm in Sicht und schon rauscht der erste ICE an uns vorbei. Wolfsburg wir kommen! Vorbei an der Autostadt ist endlich der Steg in Sicht. Und da warten die Wolfsburger auch schon auf uns! Der erste Tag ist geschafft. Wir legen das Boot noch schnell auf Böcke und wärmen uns im Clubhaus mit einer heißen Dusche und Rotwein auf. Versorgt werden wir an diesem Abend von den Altwarmbüchenern Ruderern, die in Wolfsburg eine Woche lang trainieren. Danke an das Team um Michaela Schmidt. Wir werden herzlich aufgenommen und liebevoll umsorgt. Trotzdem fallen wir früh in die Betten. 63 Kanalkilometer haben die ersten Spuren hinterlassen. Als wir am nächsten Morgen aufwachen liegt tiefer Nebel über Wolfsburg. Eigentlich hat man am Allersee einen Blick auf das benachbarte Hotel und auch das Badeland, aber die Sichtweiten liegen unter 50 m. So können wir nicht weiterrudern. Wir packen also unsere Sachen und frühstücken wieder mit den Sportlern des WSV Altwarmbüchen. Eigentlich sollte es um 10 Uhr wieder aufs Wasser gehen, aber so wird das nichts. Wir üben uns also in Geduld. Um halb elf bilden wir uns ein, erste Umrisse des Hotels zu erkennen. Und so packen wir nun unsere Taschen, verabschieden uns und gehen rüber zum Mittellandkanal. Leider liegen die Sichtweiten noch unter 500m. Erste vorbeifahrende Schiffer warnen uns mit Gesten vor einer Weiterfahrt. Wir bringen das Boot wieder ins Wasser und beladen es. Da! Die Kanalbrücke ist zu sehen, wir können losfahren. Ein bisschen mulmig ist uns schon, aber wir wagen es. Es muss ja weitergehen. Nach wenigen Kilometern lichtet sich der Nebel auch weiter und die Sonne kommt langsam raus. Dafür frischt der Ostwind auf. Da liegen wir in Deutschland in der Westwindzone und haben ausgerechnet auf so einer Fahrt Ostwind. Die Spundwände lassen langsam nach, in diesem Bereich werden die Ufer mit Steinen gesäumt. Wir erreichen die ehemalige Grenzkontrollstelle und verlassen Niedersachsen um in Sachsen Anhalt weiter zu rudern. Das Naturschutzgebiet Drömling säumt die beiden Uferseiten. Die einzigartige Niedermoorlandschaft sieht vom Wasser aus eher trist aus. Viele abgestorbene Bäume säumen die Ufer. Und plötzlich platscht es dicht neben uns. Ein dicker großer Biber rettet sich vom Ufer aus ins Wasser. Das geht noch einige Male an diesem Tag so. Die Biberbauten sind vom Wasser aus immer gut zu erkennen. Und die gefällten Bäume auch. Wir erreichen des Wasserwanderrastplatz Calvörde und werden mit Kaffee und Kuchen von einer Mutti eines Mitruderers überrascht. Lecker so ein frischer Kaffee. Aber es muss auch weitergehen. Durch den Nebel und den Ostwind haben wir viel Zeit verloren. Vorbei an Haldensleben erreichen wir mit rund 2 Stunden Verspätung unser Quartier, den Kanuverein Wolmirstedt. Heute waren es 69 Kanalkilometer. Auch hier werden wir herzlich aufgenommen. Ab in die Dusche, den Pizzabringdienst bestellt und nach dem Essen auf die Isomatte. Liegen geht an diesem Abend deutlich besser als Sitzen. Und so fallen wir auch hier schnell in ruhige Träume. Morgen ist schließlich der erste Teil schon vorbei. Am nächsten Morgen schauen wir erstmal gespannt aus dem Fenster. Kein Nebel in Sicht, dafür ein traumhafter Sonnenaufgang. Das Leben kann so schön sein. Nach einem ausgiebigem Frühstück bringen wir unser Boot wieder zu Wasser und beladen es ein letztes Mal. Dann geht es auch schon los. Rund sechs Kanalkilometer und dann der Anruf ob wir die Trogbrücke passieren dürfen. Der Schleusenwärter hat uns schon mit seiner Kamera erfasst. "Fahrt mal genauso schön weiter hinter dem Kahn her, da habt ihr ja jetzt schon Übung". Ein humorvoller Schleusenmitarbeiter offenbar. Wir passieren also den ersten Tragpfosten des Bauwerks. 918 m ist die größte Kanalbrücke Europas. Vom Wasser aus eher trist, aber ein tolles Gefühl dieses "Neuwasser" zu befahren. Kurz danach dann die Schleuse Hohenwarthe. Eine Schleusung ist nur mit Rettungswesten erlaubt, und so ziehen wir uns diese erstmal an bevor wir telefonisch um Einfahrtsgenehmigung bitten. Der humorvolle Schleusenmitarbeiter hat weiter an Humor zugelegt. " Der Kahn vor euch ist bereit, euch in seinem Kielwasser zu versenken. Fahrt einfach hinter ihm ein". Und so machen wir es! Bei einer Hubhöhe von rund 19 m können wir am Ende des Schleusenvorgangs nur noch die Schleusenmauern sehen. Gott sei Dank fährt der Kahn langsam aus und so werden wir nicht versenkt. Bei der Ausfahrt winken wir dem Schleusenwärter nochmal zu. Ein netter Kerl, das ist leider nicht immer so. Dieser Rudertag geht sehr schnell nach nur 17 km zu Ende. Über den Niegripper See geht es in den Altkanal und zum Kanuverein Blau-Weiss Niegripp. Hier erwartet uns der Marco, der uns diesen Lagerplatz organisiert hat. Kurz danach trifft auch schon unser Abholservice nach Sehnde in. Wir legen die Fromme Helene auf Böcke und verstauen die Sachen die wir nächste Woche wieder brauchen in einer Garage. Auf geht es nach Hause und in eine neue Arbeitswoche. (Bericht Cornelia Kampmann)


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