FAMILIÄR, HERZLICH UND BEEINDRUCKEND
Das wären die drei Adjektive mit denen man das niedersächsische Wanderrudertreffen in diesem Jahr beschreiben könnte.
Leider sind nur 14 Ruderer der Einladung nach Hankensbüttel zum Ruderverein Isenhagener Land gefolgt. Aber leider? Aus Teilnehmersicht hat es das Wanderrudertreffen auch zu etwas Besonderem gemacht. Denn wann kann man schon mit allen Teilnehmern gleichzeitig an einem Tisch sitzen und ein so besonderes Wochenende verbringen?
Vertreten waren die Leinebagger Hannover, der Wasser-Sport-Verein Rinteln, der Ruderverein Uelzen, der Oldenburger Ruderverein Oldenburg sowie der Wolfsburger Ruder-Club und der Ruderverein für das Große Freie Lehrte/Sehnde.
Viele der Teilnehmer reisten bereits am Freitag nachmittag an. Entweder mit dem Auto, oder so wie ich mit dem Ruderboot und einer Mannschaft aus Sehnde. Wir wollten auf dem Wasserweg zum Deutsches WRT in Berlin und was liegt da näher, als nochmal kurz der Einladung nach Hankensbüttel zu folgen und einen Wochenendausflug/Abstecher auf dem Elbe-Seitenkanal zu machen.
In Hankensbüttel angekommen wurden wir alle zum Kennenlernabend durch den Vorsitzenden Heiko Ernst und sein Team herzlich begrüßt. Bei Getränken, Gegrilltem und leckeren Salaten wurde bereits der erste Abend zu einem großen Wohlfühlabend und Austausch.
Am Samstagmorgen gab es dann für alle ein leckeres Frühstück aus „Melanies Küche“. Auch das war etwas Besonderes, denn aufgrund der kleinen Teilnehmerzahl war es auch hier zusammen mit dem Orgateam einfach eine große Tafel. Gemütlich und herzlich wie alles in Hankensbüttel.
Dann ging es mit vier Booten auf dem Elbe-Seiten-Kanal Richtung Schleuse Uelzen. Zwei Vierer mit, ein Dreier mit und ein Einer setzen sich bei leichtem Morgendunst über dem tiefblauen Wasser in Bewegung um die ersten 20 km zur Schleuse zurückzulegen, wo uns Beeindruckendes erwartete.
Angekommen in Uelzen erwarteten uns die Hankensbüttler zu einer ersten Mittagsstärkung. Und das Highlight des Tages: wir bekamen eine Führung durch die Schleuse Uelzen. Das ist eine Doppelschleusenanlage, von der zur Zeit des WRTs das neuere, aus 2006 stammende Schleusenbecken, zur Sanierung gesperrt war. Grundsätzlich wird die Schleuse Uelzen von Anderten aus 24/7 Tage die Woche fernbedient. Aufgrund der Sanierung und der Nutzung des alten Schleusenbeckens aus 1976 wird Sie allerdings aktuell wieder von Uelzen aus bedient.
Herr Weike, langjähriger Mitarbeiter des WSA führte uns hinter die Kulissen.
Das Abstiegsbauwerk des 115 km langen Kanals gleicht die Wasserspiegeldifferenz von 23 m aus. Das derzeit in Betrieb befindliche Schleusenbecken ist 1976 bereits als sogenannte Sparschleuse angelegt worden. Bei einer Länge von 185 Metern und eine Breite von zwölf Metern hat das Schleusenbecken eine Gesamtwassermenge von 54.000 m³. Zur Verminderung des Wasserverlustes ist sie mit drei offenen Sparbecken, die terrassenförmig neben der Schleusenkammer angeordnet wurden gebaut worden. Dadurch werden rund 60 Prozent des Schleusungswassers für die nächste Schleusung wieder verwendet. Das restliche benötigte Wasser wird aus dem Oberwasser des ESK entnommen und nachts über ein Pumpwerk wieder ins Oberwasser zurückgepumpt.
Es war beeindruckend direkt neben dem Sparbecken zu stehen und zu erleben wie das Wasser aus den Becken rausgelassen wird und später auch wieder zurückgepumpt wird. Mit dem Ruderboot möchte man bei dem Wellengang jedenfalls nicht im Sparbecken sein.
Vorbei an den Sparbecken führte uns Herr Weike dann aber in den Untergrund. Zunächst gib die Führung durch den Pumpenraum und dann wieder in den Turm nach oben in die Schleusenbedienungszentrale. Dann aber folge das echte Highlight.
Durch die Sanierung war das Schleusenbecken II aus 2006 leer gepumpt und es ging noch näher an das Geschehen.
Um die Durchgängigkeit des Elbe-Seitenkanals dauerhaft zu sichern und eine Steigerung des Schiffsverkehrs zu ermöglichen, wurde 2006 der Bau der zweiten Schleusenkammer fertig gestellt. Die Schleuse ist mit 190 Meter und mit 12,5 Meter nur geringfügig größer als das erste Schleusenbecken.
Die Schleusungswassermenge ist um 5.000 m³ höher als bei Uelzen I und beträgt 59.000 m³. Gegenüber der alten Schleuse hat die neue Schleuse eine Sparbeckenebene mehr und kann daher insgesamt 70 % der Schleusungswassermenge zurückhalten.
Der 200 Meter lange Grundlauf unterhalb der Schleusenkammer besitzt in seiner Decke 336 kreisrunde Fülldüsen mit 30 cm Durchmesser, über die die Schleusenkammer gefüllt und geleert wird. Jeweils zwei Längskanäle verbinden den Grundlauf mit dem Ober- bzw. Unterwasser. Zur Steuerung der Durchflüsse wurden insgesamt 20 Segmentschütze eingebaut. Das Füllen der Schleusenkammer dauert bei der neuen Schleuse ca. 14 Minuten, das Leeren ca. 12 Minuten.
Alle diese Sachen, Fülldüsen, Segmentschütze, den unterirdischen Wasserdurchlauf von den Sparbecken zur Schleuse durften wir betreten, anfassen und begreifen.
Ein großer Dank für die fantastischen Eindrücke gebührt ganz gewiss Herrn Weike. Ein Mann, bei dem man merkt das er seinen Beruf liebt und in ihm aufgeht. Beeindruckend!
Zurück am Tageslicht gab es nochmal Kaffee und Kuchen bevor es wieder in die Boote ging.
Zurück in Hankensbüttel gab es nach dem Frischmachen dann den ausklingenden Abend am Grillbuffet und mit ausreichend Kaltgetränken.
Auch am Sonntagmorgen war das Küchenteam um Melanie wieder früh im Einsatz und zauberte abermals ein leckeres Frühstück an der großen Tafel.
Sonntag morgen stand dann noch die Nachfahrt an. Wir sechs Sehnder mussten ja weiter Richtung Berlin. Auf dem Weg zurück zum Mittellandkanal wurden wir dann noch von einem Boot noch eine Weile lang begleitet bevor sich unsere Wege trennten.
Ein familiären, herzliches Wochenende im Isenhagener Land mit beeindruckenden Bildern aus der Schleuse Uelzen!
Bericht: C. Kampmann


