Unser Treffen war für 16 Uhr am Verein angesetzt. Zügig folgte die Aufteilung in zwei Gruppen. Und schon ging es los für unsere Gruppe am Kanal entlang Richtung Rethmar. Das erste Fundstück ließ nicht lange auf sich warten: ein Bonbonpapier. Da dachten wir noch an einen Zufall. Doch nachdem wir das hundertste Bonbonpapier der gleichen Firma aufgehoben hatten, glaubten wir dies nicht mehr – viel eher schlossen wir daraus Rückschlüsse auf die Gewohnheiten des Bonbonlutschers. Wir mutmaßten, dass es sich um einen Hundebesitzer handelte, der bei jeder Runde am Morgen, Mittag und Abend genau auf der Strecke zwischen unserem Sportverein und der nächsten Kanalbrücke sein Bonbon aus der Tasche holte, lutschte und das Papier durch den Wind in die Uferböschung tragen ließ, statt es wieder in seine Tasche zu stecken. Ganz vereinzelt fanden sich auch Bonbon Papiere anderer Firmen. Ob dem Bonbonlutscher wohl ab und an seine Lieblingssorte ausgegangen war oder ob es tatsächlich noch andere Menschen in Sehnde gab, die Bonbons am Kanal verzehrten, wir wissen es nicht. Doch mit Erreichen der Kanalbrücke endete auch die Spur der Bonbonpapiere. Für uns ging es dann einmal über die Brücke auf die andere Seite des Mittellandkanals und dort hinab hinter die Leitplanke, die Kreisstraße und Böschung trennt. Dort begannen wir eine Reise zurück in die Vergangenheit auf sehr leisen Sohlen, denn das erste, was wir fanden, war noch eine ganze Packung Trittschalldämmung, die es noch nicht mal aus der Verpackung geschafft hatte. Weiter ging es mit einem Blumentopf, den Resten einer Kühlbox und uns schon fast historisch anmutenden Relikten der Vorzeit. Eine Glasflasche eines großen deutschen Discounters, der das Land in Nord- und Süd teilt, entdeckten wir. Nur wir, maximal 26 Jahre alt, kannten diese nur als Plastikflaschen. Wann wurden die denn zuletzt in Glasflaschen verkauft?! Eine kurze Recherche im Internet ergab, dass unsere Flasche wohl zwischen 2000 und 2003 verkauft worden war. Ähnlich verhalten wird es sich bei den außerdem gefundenen Getränkedosen. Nach knapp 20 Jahren war von diesen noch erschreckend viel übrig. Außerdem wird sich wohl schon der ein oder andere Unfall an unserer kleinen Kreisstraße ereignet haben, so viele Kennzeichenhalter, Blinkerreste und Frontschürzen-Teile, wie sich an der Böschung fanden.
Neben einer Menge Müll fanden wir auch einige Erkenntnisse. Erstens: auch vor 20 Jahren war der Kanal beliebter Treffpunkt bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Und damals wie heute stand Cola hoch im Kurs. Zweitens: Hundebesitzer sind Gewohnheitstiere. Bald wollen wir wieder losziehen, zum dritten Mal in Folge dann. Mal sehen, was wir dann so finden werden, wir sind gespannt.